Liebe – und dann tu, was du willst!
Aurelius Augustinus
Was ist eigentlich „Metta“?
Metta – übrigens gerne verglichen mit dem, was in der christlichen Tradition Agape genannt wird – ist objektlose und bedingungslose Liebe. Was bedeutet das genau? Objektlos bedeutet, diese Liebe entbehrt einer Person oder Sache, die geliebt wird; sie wird empfunden weder für jemanden noch für irgendetwas. Es ist einfach nur Liebe. Interessanter noch wird es bei dem Begriff „bedingungslos“: Kern der buddhistischen Lehre ist das Bedingte Entstehen; gemäß diesem Grundsatz ist alles, was zur Entstehung gelangt, abhängig davon, dass auch die Voraussetzungen vorliegen, die zum Entstehen führen – im Grunde genommen das Prinzip von Ursache und Wirkung. Alles Materielle bedarf eines Entstehungsfaktors und eines aufrechterhaltenden Faktors. Fällt eines von beiden weg, so vergeht auch das Entstandene.
Die Kette des Bedingten Entstehens durchtrennen
Gefühle in uns kommen durch Wahrnehmungen zum Entstehen – entweder durch Sinneseindrücke oder durch z.B. Erinnerungen oder Gedanken. Wenn ich guten Wein liebe, dann habe ich irgendwann einmal ein schönes Gefühl durch den guten Geschmack jenes Weines erfahren. Einen Menschen liebe ich, weil ich ihn als wundervollen Menschen erfahren habe (wobei auch das mit vielen biochemischen Prozessen zu tun hat, aber es wäre viel zu kompliziert, das an dieser Stelle zu vertiefen).
Metta hingegen ist eine Liebe, die ohne jede Ursache ist und somit unbedingt – sie ist tief in uns vorhanden und tritt zutage, wenn der Geist sehr ruhig wird, wenn der gedankliche Müllberg, der diese tiefe Liebe in uns verborgen hält, plötzlich abgetragen wird. Es entsteht plötzlich ein Gefühl unglaublicher Harmonie, vollendeten Friedens, unbeschreiblicher Freude. Freude, Harmonie, Frieden – das sind Synonyme für Liebe. Wenn also die Kette des Bedingten Entstehens durchtrennt ist, dann ist all das da, dann ist Liebe da, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes „unbedingte“ Liebe.
Feinstofflichkeit
Hierzu vielleicht einmal eine interessante Tatsache, deren Zusammenhang mit der Metta-Meditation zunächst nicht ganz offensichtlich ist. Es gibt eine große Anzahl von Berichten darüber, dass im Krieg Mütter just in der Sekunde, da ihre Söhne an der Front gefallen sind, zusammenbrachen und wussten: „Mein Sohn ist tot!“ Diese Berichte hielten allen Überprüfungen stand, aber es gibt keine wissenschaftlich nachweisbare Erklärung dafür. Die Erklärung liegt, so scheint mir, vielmehr in einem Bereich, den die Spiritualität „Feinstofflichkeit“ nennt, und dem sich die Physik im Rahmen der Schwingungstheorie widmet.
Die Idee der Schwingungstheorie lautet sehr vereinfacht: Die kleinsten existierenden Teilchen sind gar keine Teilchen, sondern Schwingungen. Das, was wir als Teilchen (als Atome u.s.w.) erkennen, sind lediglich durch Anziehungskraft entstehende Verdichtungen von ähnlich gearteten Schwingungen. Stark verdichtet erscheinen sie uns als Materie, im Grunde ist es aber keine. Die Spiritualität gebraucht hierfür den Begriff „grobstoffliche Manifestation (= „Materie“) des Potentiellen, des Werdenden (= Schwingung)“.
Sich auf eine Wellenlänge bringen
Das Entscheidende an diesen Überlegungen ist für mich, dass es , wenn wir uns unserer Feinstofflichkeit bewusst werden, also unserer Schwingungen, für uns nachvollziehbar wird, wie eine gewisse Verbundenheit zu einem Menschen über viele hundert oder tausend Kilometer spürbar werden kann. Wir senden unaufhörlich Schwingungen aus und empfangen sie ebenso ständig; und je mehr wir „auf einer Wellenlänge“ sind, desto intensiver können wir diese empfinden, sei es oft auch nur unbewusst. Wichtig ist lediglich, dass diese Kanäle in uns offen sind, um dies auch empfinden zu können. Bei uns nahe stehenden Personen ist das regelmäßig ohnehin der Fall. Aber wir können uns auch auf eine Wellenlänge bringen – das ist das Prinzip der telepathischen Kommunikation, wie sie die Aborigines beherrschen.
Nichts sehr viel Anderes steht hinter der Metta-Meditation. Wir senden Schwingungen von Liebe und Güte aus, beziehen eine uns nahe stehende Person ein und lassen sie Teil haben an der Freude, dem Glück, der Liebe, die wir selber empfinden – und zwar nicht theoretisch, sondern tatsächlich! Die andere Person kann das spüren! Deswegen ist es nicht ganz unwichtig, zunächst eine nahe stehende Person zu wählen, denn hier fällt es wesentlich leichter.
Vorbehaltlose Liebe
Später, wenn unsere Liebe zu allen fühlenden Wesen, ja sogar zur gesamten Schöpfung so groß ist, dass wir immer weniger unterscheiden zwischen nett und nicht nett, gut und böse und dem Übrigen und statt dessen nur noch das SEIN sehen, dann haben wir unsere Frequenzen und Kanäle auch für alle Wesen geöffnet. Das nennt man vorbehaltlose Liebe … und das trainieren wir langsam aber sicher durch die Metta-Meditation.
Und dem, der sich etwas schwer tut damit, das mit der Schwingungstheorie und dem Übrigen zu glauben, dem sei folgende Anekdote vom Nobelpreisträger für Physik, Nils Bohr, erzählt: Dieser bekam eines Tages Besuch von einem Journalisten, der über dem Kamin ein Hufeisen erblickte. Erstaunt fragte er den Physiker, ob dieser als Nobelpreisträger und Mann der Wissenschaft denn so abergläubisch sei und glaube, ein Hufeisen bringe Glück. „Unsinn“, sagte Nils Bohr, „an so einen Nonsens würde ich nie glauben. Aber wissen Sie, die Leute sagen, es wirkt auch, wenn man nicht daran glaubt.“
Ich wünsche Dir von Herzen fröhliche Achtsamkeit und Maha-Metta
Beitragsbild: Daniel Calabrese from Pixabay